2005-02-17

Mantegna Vielleicht


Einmal im Halbschlaf . . . zwischen Nehmen und Geben
Habe ich meine Hände gesehn, ihre gelbrote Haut
Wie die eines Andern, einer Leiche im Schauhaus.
Beim Essen hielten sie Messer und Gabel, das Werkzeug
Des Kannibalen, mit dem die Jagd sich vergessen ließ
Und das Getöse beim Schlachten.
Leer wie der Teller
Lag eine Handfläche vor mir, der fleischige Ballen
Des letzten Affen, dem alles erreichbar geworden war
In einer Welt von Primaten. Mantegna vielleicht
Hätte sie unverklärt malen können in ihrer Grausamkeit,
Diese fettigen Schwielen.
Was war die Zukunft,
Die aus den Handlinien folgte, Glück oder Unglück,
Gegen den Terror der Poren, in denen der Schweiß stand
Wie die Legende vom stillen Begreifen auf einer Stirn.

-- Durs Grünbein

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